Wenn die Gelenke schmerzen

Arthrose, Arthritis oder alles Rheuma?

Die Arie „Oh, wie schmerzen meine Glieder aus der Oper Ischias“ wird allzu oft im Sprechzimmer des Hausarztes vorgetragen, insbesondere wenn das Wetter nass-kalt ist und die Nebel wallen. Morgensteifigkeit der Glieder, Anlaufschmerz und mitunter auch Knirschen und Knacken in den Gelenken sind typische Zeichen für die Gelenkarthrose, eine erblich bedingte Erkrankung, die sich durch Überbelastung und Verletzungen schnell verschlimmert.

Typisch sind erbsgroße Verdickungen an den Streckseiten der Fingerendgelenke, die nach ihrem Erstbeschreiber als Heberden-Knötchen bezeichnet werden. Sie sind gewissermaßen nur die Spitze des Eisberges eines vorzeitigen Gelenkverschleißes auch anderer Gelenke, wie der Kniee, Hüften und Schultern. Im Laufe der Zeit knirscht und knackt es nicht nur, sondern die Bewegung wird zunehmend schmerzhaft eingeschränkt und das Gelenk deformiert.

Zur Beruhigung aller: dieser Prozess entwickelt sich langsam über viele Jahre. Schlimmer ist es, wenn nach einem hochfieberhaften Infekt, z.B. eine Mandelentzündung, Gelenke schmerzhaft anschwellen. Dann handelt es sich um eine akute Arthritis, also eine Gelenkentzündung, die im Gefolge einer bakteriellen Infektion mit dem Befall mehrerer Gelenke auftritt und auch als rheumatisches Fieber bezeichnet wird. Gefährdet sind dabei vor allem der Herzmuskel (Myokarditis) und die Herzklappen (Endokarditis), an denen Bakterien und Immunkomplexe sich festsetzen. Diese Art Rheuma ist durch die frühzeitige Antibiotikatherapie erfreulicherweise selten geworden.

Ist nur ein Gelenk schmerzhaft angeschwollen (z.B. Großzehengrundgelenk), so muß auch an eine Gicht durch erhöhte Harnsäure gedacht werden. Typisch ist der Befall eines Großzehen- oder Daumengrundgelenkes mit starker Schmerzhaftigkeit.

Verlaufen die Gelenkbeschwerden schleichend und befallen die Fingergrund- und -mittelgelenke sowie die Handgelenke bei allgemeinem Krankheitsgefühl und leicht erhöhten Temperaturen, so spricht das für eine chronische Polyarthritis. Diese ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende Zerstörung der Gelenkschleimhaut (Synovialitis) und der knöchernen Strukturen mit nachfolgenden Gelenkdeformationen.

Die Ursache liegt in einer Autoimmunreaktion, also einer Reaktion gegen körpereigenes Gewebe, gewissermaßen eine „Anti-Selbst-Reaktion“. Diese wird durch spezifische Eiweißkörper ausgelöst und unterhalten, die als Rheumafaktoren bezeichnet und im Blut nachgewiesen werden können.

Nach dieser groben Einteilung stellt sich die Frage nach der Therapie. Während die Arthrose - also der degenerativ und genetisch bedingte Gelenkverschleiß- gut auf Wärme und allgemeine Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen anspricht und beim Bewegen besser wird, sind bei der chronischen Polyarthritis Kälte und entzündungshemmende Medikamente wirksam, im akuten Schub vor allem Kortison.

Mittlerweile gibt es eine Reihe anderer, wertvoller Medikamente, auch Basistherapeutica genannt, die das Autoimmungeschehen positiv beeinflussen, wie Azathioprin, Methotrexat u.a.m. Falls Sie also in dieser nass-kalten Jahreszeit Probleme mit ihren Gelenken haben, lassen Sie sich nicht gleich eine Rheumadecke aufschwätzen, z.B.auf einer vorweihnachtlichen Kaffefahrt, sondern seien Sie mutig, gehen zu ihrem Hausarzt, damit er feststellt, ob und welche Art „Rheuma“ vorliegen könnte. ¨

Ihr Medicus

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