Was ist das Fieber eigentlich genau?
Reaktion und Warnzeichen
„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind, es ist der Vater mit seinem Kind. Er hat den Knaben wohl in dem Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm“.
Wer kennt nicht den Anfang dieses Gedichtes von Goethe? Ganz plötzlich sieht der Sohn den „Erlkönig“ – eine Fabel- oder besser Fiebergestalt –, die fortan die Dramatik des Heimritts bestimmt.
„Dem Vater grauset‘s, er reitet geschwind, er hält in den Armen das ächzende Kind, erreicht den Hof mit Mühe und Not, in seinen Armen das Kind war tot“. So schaurig-schön kann Poesie sein und obendrein so anschaulich, treffend und unterhaltsam, um nicht zu sagen spannend.
Fakt ist, das Kind starb an einem unbekannten Fieber, wie so viele damals, in der Zeit vor der Entdeckung des Penicillins und fiebersenkender Mittel. Das Fieber, ausgelöst durch bakterielle oder virale Toxine („Giftstoffe“), führte zu einem tödlichen Kreislaufversagen.
Was aber ist Fieber genau? Nichts anderes als eine Sollwertverstellung der Körperkerntemperatur auf ›38 Grad mit Drosselung der Wärmeabgabe durch Verengung der Hautgefäße und Steigerung der Wärmebildung durch „Kältezittern“, das sich bei Temperaturen ›39 Grad oft als Schüttelfrost bemerkbar macht.
Die Ursachen können bakteriell, z.B. eitrige Mandelentzündung, Lungenentzündung, aber auch viral, zum Beispiel Grippe, Masern oder Mumps usw. sein. Das Fehlen jeder symptomatischen, geschweige denn kausalen Therapie führte in Goethes Ballade zum Kindstod.
Heute würde vor einem so langen Ritt immer erst der Kinderarzt konsultiert und dem Kind beim geringsten Zweifel an der „Reisetauglichkeit“ Bettruhe und zumindest ein fiebersenkendes Mittel verordnet werden. Das Fieber ist zugleich Reaktion und Warnzeichen einer heraufziehenden, ernsthaften Erkrankung .
Einerseits stimuliert eine erhöhte Körpertemperatur die körpereigene Abwehr mit Bildung von Interferonen und Erhöhung der weißen Blutkörperchen. Andererseits stellt Fieber im eigentlichen Sinne (›38 Gr.) auch eine Belastung und unter Umständen Gefährdung des Organismus dar und sollte im letzteren Fall durch kalte Kompressen und fiebersenkende Mittel, wie z.B. ASS und Paracetamol, bekämpft werden.
Bei bakteriellen Infektionen sind Antibiotika zu geben. Gefürchtet sind Fieberkrämpfe bei kleinen Kindern mit Kreislaufversagen und Bewusstseinseintrübung infolge Hirnschwellung.
Also, aufgepasst bei Fieber! Denn – frei nach Eugen Roth – einmal nur die Angst verlacht, war diesmal sie nicht unbegründet: Hellauf schon brennt, was eben sich entzündet!
Ihr Medicus