Über Nebenwirkungen

Thema Arzneimittelsicherheit

Medikamente, ob pflanzlicher oder chemischer Zusammensetzung, haben Wirkungen, aber leider auch Nebenwirkungen. Nach einer Umfrage im Jahr 2005 hat jeder niedergelassene Arzt pro Jahr etwa 24 Patienten mit unerwünschten Arzneimittel-Wirkungen (UAW) in seiner Praxis. Die wichtigsten Ursachen sind Polypharmakotherapie, Selbstmedikation und „Doktorhopping“.

In allen Fällen werden entweder zu viel Medikamente oder untereinander nicht kompatible Arzneien verordnet, ohne dass dieses den Beteiligten bekannt ist. Die UAW wird zudem oftmals nicht als solche erkannt und schlimmstenfalls noch mit einem weiteren Medikament therapiert. Typisches Beispiel hierfür ist der nicht seltene chronische Hustenreiz nach Einnahme von ACE-Hemmern, die erfolgreich zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden. In rund zehn Prozent aller Fälle kann auch nach Monaten quälender Hustenreiz auftreten, der während einer Erkältungswelle nicht selten mit einem Hustendämpfer wie Codein behandelt wird, wobei das simple Absetzen des Mittels den Hustenreiz binnen weniger Tage zum Abklingen bringt.

Unvermeidbare Risiken der Pharmakotherapie sind Durchfälle oder allergische Reaktionen unter Antibiotica, die nach Beendigung der Therapie schnell abklingen. Vermeidbare Risiken sind Doppel- und Mehrfachverordnungen, eine falsche Dosierung und fehlende Angaben über die Therapiedauer. Bei einigen Medikamenten sind die UAW besonders häufig, z.B. bei Marcumar, einem Gerinnungshemmer, der nach Thrombosen, Lungenembolien, Herzklappenersatz und Vorhofflimmern eingesetzt wird. Bei der Marcumarisierung ist die richtige Dosierung entscheidend, ob man die Klippe drohender Blutung oder die nicht minder gefährlicher Thrombosen/Embolien erfolgreich umschifft. Besondere Blutungsgefahr herrscht, wenn zusätzlich zu Marcumar Aspirin (ASS) gegen Schmerzen oder Fieber eingenommen wird.

Auch andere Schmerz- und Rheumamittel, die unter dem Begriff der nicht steroidalen Antirheumatica (NSAR) bekannt sind, haben ihre Tücken. Diclofenac („Voltaren“) oder Ibuprofen können nicht nur die Magenschleimhaut schädigen und zu Magenblutungen führen, sondern sie können auch den Blutdruck erhöhen und auf die Nieren schlagen. Betablocker, die bei Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck eingesetzt werden, können bei prädisponierten Menschen zu Atemnot und zur Verlangsamung des Herzschlages bis hin zum Herzblock führen. Auch andere Antiarrhythmica, die den Herzschlag normalisieren sollen, können ihrerseits wiederum schwere Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Fast jeder Patient älter als 65 Jahre hat wenigstens drei chronische Erkrankungen, jeder Fünfte sogar fünf und mehr. Dies erfordert eine Multimedikation, die naturgemäß mit einem erhöhten Risiko für UAW und erhöhter Sterblichkeit verbunden ist.

Bei geriatrischen Patienten sollte die sogenannte 5-er Regel gelten: bei mehr als fünf Medikamenten tunlichst ein Medikament wieder absetzen. Viel hilft nun einmal nicht immer viel!

Ihr Medicus

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