„Seit Tagen hab‘ ich Herzklabastern“

Wenn die Pumpe aus dem Takt gerät

Herr Doktor, seit einigen Tagen habe ich so ein Herzklabastern“, äußerte sich kürzlich eine alte Ostpreußin. Die Herzstromkurve (EKG) zeigte statt einer regulären Vorhofwelle(P) typisches Vorhofflimmern, das nicht mit dem tödlichen Kammerflimmern verwechselt werden darf. Auslöser dieser Veränderungen sind unkoordinierte, unregelmäßige Vorhofkontraktionen, die zu einem unregelmäßigen, meist schnellen Puls (100-180/min) mit langen Pausen führen.

Der eigentliche Taktgeber des Herzens, der Sinusknoten, ist „entmachtet“. Es besteht die Gefahr eines Kreislaufkollapses und einer Thrombenbildung im linken Vorhof mit den Folgen einer Hirnembolie, im Volksmund Schlaganfall genannt.

Die Ursachen des Vorhofflimmerns, immerhin mit rund einer Million Betroffener allein in Deutschland die verbreitetste Herzrhythmusstörung, sind größtenteils organisch bedingt: Herzkranzgefäßverengung, Bluthochdruck, Herzklappenfehler, Herzmuskelentzündungen, aber auch Schilddrüsenüberfunktion. Bei jüngeren Patienten kann es kurzfristig nach einer feucht-fröhlichen Nacht mit reichlich Alkohol auftreten.

Eine Ursache lässt sich nicht finden. Umso fantasievoller ist die Diagnose eines „holiday heart syndrom“. Also, nicht jedes Herzstolpern ist gefährlich! Jeder von uns hat dann und wann Extraschläge aus den Vorhöfen oder Kammern, oftmals ohne sie zu bemerken.

Aufmerksamkeit ist immer dann angebracht, wenn Symptome wie Brustschmerzen, Luftnot, Schwindel oder gar zeitweilige Bewusstseinsstörungen (Synkopen) hinzutreten. Eine gründliche kardiologische Diagnostik mit EKG in Ruhe und bei Belastung, 24-Stunden-EKG, gegebenenfalls Stress-Echokardiographie und Koronarangiographie schaffen Klarheit über das Vorliegen einer organischen Herzerkrankung.

Sehr oft sind Herzrhythmusstörungen Frühzeichen einer fortgeschrittenen Verkalkung der Herzkranzgefäße. Bei 78 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen mit plötzlichem Herztod fanden sich hochgradige Koronarsklerosen und bereits durchgemachte Infarkte.

Interessanterweise ist das Risiko, einem Herztod zu erliegen, in den frühen Morgenstunden zwischen 6 und 9 Uhr auf das Zwei- bis Dreifache gesteigert. Auslöser ist unser vegetatives Nervensystem, das einem kranken Herzen nach der Nachtruhe mit einem Adrenalin- und Kortisonstoß gleich „Vollgas“ gibt.

Auch Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) und Kaliummangel, zum Beispiel durch Entwässerungsmittel, können gefährliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen.

Ebenso vielfältig wie die Ursachen und Erscheinungsbilder der Herzrhythmusstörungen sind die therapeutischen Möglichkeiten, angefangen von der Behandlung der Grundkrankheit über die Gabe von Antiarrhythmica, den Einbau eines Defibrillator bei rezidivierenden Kammertachykardien bis hin zur Katheterablation bei Vorhofflattern.

Ihr Medicus

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